Publikationen
Rezension

Albert Löhr / Eckhard Burkatzki (Hrsg.): Wirtschaftskriminalität und Ethik

München und Mering: Rainer Hampp Verlag 2007, ISBN 978-3-86618-234-9, 249 Seiten. 27,80 Euro.

Vorab: Dieser Band versammelt einige der Beiträge, die auf der Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik geliefert wurden. Die Tagung fand in Berlin im März 2007, also vor fast drei Jahren, statt. Manch einer der Beitragenden war damals noch in alter Position, beispielsweise Oberstaatsanwalt Schaupensteiner aus Frankfurt am Main, bei Drucklegung des Buches allerdings schon mit neuer Position bei der Deutschen Bahn AG geführt, mittlerweile dort aber nicht mehr tätig.
So schnell, wie sich manche Karrieren ändern, ändern sich die Grundlagen für die Korruptionsprävention allerdings nicht. Recht und Ethik, ethisches Verhalten im Management und eine dazu gehörende Rechtsordnung, die neben der notwendigen Strafandrohung auch die Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb liefern, sind die Klammern, die die Beiträge umfassen. Je nach Sichtweise der Autoren wird mal der eine Aspekt, das Recht (Bannenberg, Alwert, Bussmann), oder mal der andere Aspekt, unternehmensinterne Programme (durch beispielsweise Schneider und Wieland), in den Vordergrund gestellt. Dazu werden zwei Praxisberichte zur Kriminalprävention in Unternehmen (Deutsche Flugsicherung und Deutsche Bahn) geschildert. Der Beitrag des internen Revisors Frank Schury der Deutschen Flugsicherung zur Einführung einer betrieblichen Wertediskussion ist wegen des dort gewählten Fünfschritts: Thematisieren – Irritieren – Informieren – Schockieren – Konfrontieren lesenswert. Abschließend gibt der Band Auszüge aus einer Podiumsdiskussion wieder, die wegen der kontroversen Positionen, die teilweise gespielt eingenommen wurden um die Problemlagen zuzuspitzen, interessant zu lesen sind.
Wer sich einen Überblick über den (damaligen) Stand der Forschung verschaffen möchte, ist mit dem Band gut bedient. Etwas verstörend wirkt, dass an keiner Stelle das Thema „collective action“ durch beispielsweise Branchen- und Sektorenabkommen erwähnt wird. Will man denn aus den in der Podiumsdiskussion angesprochenen Konfliktsituationen heraus bzw. sie gar nicht erst entstehen lassen (Lieferung von Rüstungsgütern an Saudi Arabien mit Intervention des damaligen britischen Premierministers, offizielle Untersuchungen zu Schmiergeldzahlungen einzustellen), dann benötigt es diese Instrumentarien.

Andreas Novak

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