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Rezension

Anna-Catharina Marsch: Strukturen der internationalen Korruptionsbekämpfung. Wie wirksam sind internationale Abkommen?

Marburg: Tectum 2010, 978-3-8288-2119-4, 288 Seiten, 34,90 Euro.

Eine umfassende Bestandsaufnahme der verschiedenen internationalen Übereinkommen zur Korruptionsbekämpfung wäre noch vor drei Jahren ein wirkliches Novum gewesen, denn lange Zeit hat sich die Wissenschaft fächerübergreifend gerade im deutschsprachigen Raum kaum mit den seit Mitte der 90er Jahre entstandenen internationalen Antikorruptionsregimen befasst. In der letzten Zeit sind zu diesem wichtigen Themenbereich allerdings einige gute Abhandlungen erschienen, und so muss für jedes neue Buch eine höhere Messlatte angesetzt werden.
Anna-Catharina Marsch leistet in ihrer Dissertation zunächst das, was auch andere Juristen vor ihr in mehr oder weniger ähnlicher Manier getan haben: Sie gibt einen profunden (und im Unterschied zu anderen Arbeiten gut geschriebenen) Überblick über die Antikorruptionskonventionen der Organisation Amerikanischer Staaten, der OECD, des Europarats, der UN und der EU. Ein wenig zu kurz kommt hier vielleicht das einschlägige soft law, das etwa von den Monitoringgremien von Europarat und OECD wie verbindliche völkerrechtliche Normen evaluiert wird. Durchaus gelungen, aber wenig innovativ, sind die Ausführungen zur deutschen  Umsetzungsgesetzgebung. Das Buch ist jedoch beileibe nicht nur eine  Zusammenfassung des state of the art. In verschiedenen Bereichen widmet sich die Autorin bislang kaum bearbeiteten Themen. So analysiert sie etwa ausführlich die Behandlung von Korruptionsfällen vor internationalen Schiedsgerichten und beschäftigt sich mit dem Beitritt der Europäischen Gemeinschaft zur UN-Konvention gegen Korruption. Sehr positiv ist auch, dass sie sich mit dem in Deutschland bislang kaum diskutierten Delikt des Einflusshandels (trading in influence) ausführlicher befasst als andere Studien. Herausragend ist nicht zuletzt der Teil zu den völkerrechtlichen Grenzen der internationalen Korruptionsbekämpfung. Themen sind hier unter anderem die Staaten- bzw. Amtsträgerimmunität als Grenze von Antikorruptionsmaßnahmen, mögliche völkerrechtliche Grenzen der Rückführung veruntreuter Vermögenswerte (asset recovery) und menschenrechtliche Grenzen der Korruptionsbekämpfung.
Bei „Strukturen der internationalen Korruptionsbekämpfung“ handelt es sich um ein für (Rechts-) Experten verfasstes Werk, das dennoch in vielen Bereichen auch für den interessierten Laien verständlich geschrieben ist. Sehr gelungen sind in diesem Zusammenhang die kurzen und prägnanten Zusammenfassungen am Ende der jeweiligen Abschnitte und insbesondere das pointierte Gesamtfazit. Das Buch leistet fraglos einen wichtigen Beitrag und Mehrwert zur wachsenden Literatur über die internationale  Korruptionsbekämpfung.

(Sebastian Wolf)

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