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Rezension

Benjamin Best: "Der gekaufte Fußball. Manipulierte Spiele und Betrogene Fans"

Hamburg: Murmann Verlag, 2013, ISBN: 978-3-86774-266-5, 240 Seiten. 19,90 Euro

Millionen Menschen verfolgen in Deutschland Woche für Woche im Fernsehen die Spiele der Bundesliga, von Champions oder Europa League, hoffen und  bangen und sehen, wie die Spieler ihr Letztes geben, um ihren Mannschaften zum Sieg zu verhelfen. Kann es sein, dass der Schein trügt und Ergebnisse vorher feststehen oder während des Spiels manipuliert werden?
Benjamin Best nährt Zweifel. Er schildert Fußballspiele, deren Verlauf und Ergebnis die Vermutung nahe legen, dass es unerlaubte Einflussnahme gegeben hat. Vieles bleibt offen. Teil des Problems ist es, dass vieles nicht nachweisbar ist. Das Buch gibt einen umfassenden Überblick über die Wettindustrie weltweit. In Deutschland dürfte der Umsatz für Sportwetten bei 3,2 Milliarden Euro pro Jahr liegen. Gut dargestellt wird die internationale Vernetzung. Das große Geld wird in Asien gemacht. Dort kann 24 Stunden am Tag gewettet werden, auch auf Zweit- oder Drittliga-Spiele in Europa, die im Extremfall überhaupt nicht stattfinden. Best schildert die Verquickung von Fußball als Geschäft, der Wettindustrie und der kriminellen Netzwerke, die  beides durchdringen. Die Schilderungen werden anschaulich unterlegt durch Interviews mit Betroffenen – Spielern, Managern, Journalisten oder Staatsanwälten. Neben Fußball geht das Buch insbesondere auf Tennis und Basketball ein und gibt Beispiele, wie auch hier Zuschauer betrogen werden.

Die Bemühungen von FIFA, UEFA und anderen Sportverbänden zur Bekämpfung von Betrug und Korruption werden geschildert. Ihre Ohnmacht wird dargestellt und die Grenzen ihrer Bemühungen. Warum greifen FIFA und UEFA nicht stärker durch? Weil es nicht möglich ist? Oder weil kein Interesse an der Aufklärung besteht?
Wer eine analytische Aufarbeitung erwartet oder gar konkrete Vorschläge, wie dem Übel der Korruption entgegengewirkt werden kann, wird von dem Buch eher enttäuscht sein. Die Stärke des Buchs liegt in der anschaulichen Schilderung der Verquickung von Sport, Wettindustrie und Kriminalität. Einiges dürfte Sport-Begeisterten bereits bekannt sein, wie der erste Bundesliga-Skandal im Jahre 1971 oder der Fall des Schiedsrichters Hoyzer. Die Darstellung der weltweiten Dimension des Sportbetruges und die vielen konkreten  Beispiele machen das Buch spannend zu lesen. 

Peter Conze

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