Publikationen
Rezension

Felix Schön: Korruption. Wie eine Hand die andere wäscht

Verlag für Polizeiwissenschaft, 2011, ISBN 978-3-86676-157-5, 208 S., 29,80 Euro.

Schön will auf neuen Wegen der Praxis Anstöße für wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen geben und dabei wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. Waren in der Forschung bisher Situationsfaktoren relevant, lenkt der Autor das Augenmerk jetzt auf Personenfaktoren. Nach kurzer Einführung in die Korruption beleuchtet er deren theoretischen Hintergrund unter Berücksichtigung kulturspezifischer Wahrnehmungs- und Deutungsmuster sozialer Sichtweisen mit dem Ergebnis, dass auch ohne einheitlichen Korruptionsbegriff und ordnungspolitischen Rahmen Korruption allgemeingültig gekennzeichnet ist durch „Macht- und Vertrauensmissbrauch, fehlendes Verantwortlichkeitsgefühl und das Bestreben, Verantwortungsträger zu Gunsten Einzelner zu beeinflussen“ (Seite 21). Nach Wiedergabe der unterschiedlichen Erklärungsansätze des Phänomens Korruption sowie des Status quo von deren Ursachenforschung kommt Schön zum ersten Kernteil seiner Arbeit, der von ihm angewandten Erhebungsmethodik, die darauf abzielt, möglichst viele Einflussfaktoren korrupten Handelns an Hand eines vorgefertigten Fragebogens zu gewinnen. Die Probanden, Berufsschüler  der Ausbildungsgänge Bankkaufmann/frau, Versicherungskaufmann/frau und Sozialversicherungsfachangestellter/e, haben ein Durchschnittsalter zwischen 20 und 21 Jahren. Letzteres kann als Manko gesehen werden, weil der Personenkreis per se kaum Erfahrung mit korruptivem Geschehen haben dürfte, ebenso aber auch als Vorteil, weil die Antworten davon unbelastet sind. Sowohl dieser Teil als auch der statistische Auswertungsteil sind mit einer Fülle von informativen Tabellen und Diagrammen unterlegt. Im abschließenden Diskussionsteil beschreibt Schön Folgerungen und Limitationen der Erhebung. So bestätigt sich etwa die derzeit herrschende Meinung einer geschlechterspezifischen Korruptionsneigung. Ausblickend wirft er neben anderen die Frage auf, wie die in seiner Befragung nicht mit untersuchte Risikobereitschaft sich auf die Korruptionsneigung einerseits und Anzeigeverhalten andererseits auswirkt. Eine insgesamt anregende Lektüre, die bei wissenschaftlicher Ausrichtung auch den praktischen Blick für neue Perspektiven der Korruptionsprävention frei macht.

Reiner Hüper

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