Publikationen
Rezension

Fellmann, Ilan: "Die ,automatische’ Korruption Handbuch der Korruptionsprävention"

Berlin: BWV BerlinerWissenschaftsverlag 2010, ISBN 978-3-8305-1739-9, 399 Seiten. 38,80 Euro

Automatische Korruption - der Titel macht neugierig. Ilan Fellmann geht davon aus, dass „viele Täter klein beginnen, und – wenn sie nicht erwischt werden – immer dreister werden und ihre Aktivitäten ausweiten“ (S.9). So erklärt er den Titel im Vorwort, um dann leider im gesamten Buch nicht mehr auf die Frage nach dem „Automatismus“ von Korruption zurückzukommen. So bleibt es dem Leser überlassen, sich anhand der in dem Band gebotenen Materialien selbst mit dieser Frage zu beschäftigen. Ilan Fellmann ist ein Mann aus der Praxis des „Kontrollbusiness“ (S.9): Er arbeitete jahrelang als Revisionsleiter in verschiedenen österreichischen Ministerien und war bundesweiter Koordinator für Interne Revision in Österreich. Auch die negativen Folgen des Whistleblowings bekam Fellmann zu spüren, als er nach einem kritischen Bericht seinen Posten als Revisionsleiter eines Ministeriums verlor. Aus seinen Erfahrungen resultiert eine negative Grundeinstellung, die im ganzen Buch durchklingt: „Als Mitarbeiter und als Prüfer soll man lernen, (...) ein 'gesundes Misstrauen' in die Integrität von Menschen (...) und in die Sinnhaftigkeit von Regeln und Abläufen mitzubringen“. (S. 8) Fellmann geht in sieben Kapiteln auf verschiedene Aspekte der Korruption und der Korruptionsbekämpfung ein: Der Begriff der Korruption, Korruptionsbekämpfung und -prävention, Recht und Compliance, Ethik und Moral, Personal und Management, interne und externe Kontrollsysteme sowie die Rolle der Medien. Zu jedem Thema werden  Grundbegriffe definiert und Fallbeispiele aus Deutschland und Österreich angeführt. Die Passagen über den öffentlichen Sektor sind präzise, diejenigen über die Privatwirtschaft teils etwas blumig. Die Definitionen stützen sich fast alle ausschließlich auf Wikipedia und es gibt nur wenige Hinweise auf weiterführende Literatur. Schade ist, dass die politische Dimension bestimmter Rahmenbedingungen unterbelichtet bleibt. So ist unter dem Schlagwort UN-Konvention gegen Korruption nur von den Inhalten des Konventionstextes die Rede, nicht von den Schwierigkeiten bei der Ratifizierung – wäre doch gerade hier ein Vergleich zwischen dem Ratifizierer Österreich und dem beharrlichen Nicht-Ratifizierer Deutschland spannend gewesen. Insgesamt ist das Handbuch eher eine Einführung in die Korruptionsbekämpfung, eine Art  „buntes Korruptions-Bilderbuch“ als ein ordnendes Nachschlagewerk. Die Stärke des Bandes liegt in dem Fallmaterial, das stets Deutschland und Österreich vergleichend betrachtet, sowie in dem Anhang mit Checklisten und Beispielen für ,Codes of Conduct'. Dieses Material inspiriert die Leser, über eigene Lösungen für Korruptionsprävention nachzudenken.

(Constanze Berendts)

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