Publikationen
Rezension

Geismar, Anne-Gwendolin: "Der Tatbestand der Aufsichtspflichtverletzung bei der Ahndung von Wirtschaftsdelikten"

Baden-Baden: Nomos 2012. ISBN 978-3-8329-7496-1. 191 Seiten. 49 Euro

Im Zuge der Harmonisierung und Erweiterung der Europäischen Union kommt der Bekämpfung der Wirtschafts- und Korruptionskriminalität im finanziellen Interesse des Staates und der Europäischen Union eine immer größere Bedeutung zu. In diesem Rahmen ist der Arbeit ein hoher Stellenwert beizumessen. Sie stellt in anschaulicher Weise die Haftungsverantwortung von Betriebsinhabern und Führungskräften im Rahmen des § 130 OWiG dar und beleuchtet deren strafrechtliche Haftung außerhalb des Anwendungsbereichs dieser Norm. Anhand einer empirischen Erhebung zeigt sie in nicht zu übertreffender Klarheit auf, dass § 130 OWiG ein trauriges Schattendasein in der Praxis der Strafverfolgungsbehörden führt. Die Arbeit belegt, dass sowohl Unkenntnis des Ordnungswidrigkeitenrechts als auch die Schwierigkeit in der Anwendung der Norm hierfür tragende Gründe sind. In diesem Zusammenhang untersucht sie die Frage nach der Zukunft der Norm. Geismar setzt sich hierbei sowohl mit der Einbindung der Norm in das Strafgesetzbuch als auch mit Effektivierung des Ordungswidrigkeitenrechts auseinander. Diese Gedanken werden durch Überlegungen zum Unternehmensstrafrecht abgerundet. Die Arbeit kommt letztlich zu dem Ergebnis, dass eine Abschaffung des § 130 OWiG nicht zwingend geboten sei und es keiner präzisierten Umschreibung betriebsbezogener Pflichten bedürfe. Sie gibt den Argumenten den Vorzug, wonach zunächst eine Effektivierung des Ordnungswidrigkeitenrechts angestrebt werden sollte. Eine Aufnahme eines Straftatbestandes der Aufsichtspflichtverletzung in das Strafgesetzbuch mit einer damit einhergehenden erhöhten Präventionswirkung
schließt sie grundsätzlich nicht aus. Im Rahmen der Auseinandersetzung zur Beschreitung eines gangbaren Weges der Bekämpfung der Wirtschafts- und Korruptionsdelikte im finanziellen Interesse des Staates und der Europäischen Union leistet die Autorin hierzu einen wichtigen und empfehlenswerten Beitrag.

Reiner Hüper

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