Publikationen
Rezension

Georg von Schnurbein: Nonprofit Governance in Verbänden. Theorie und Umsetzung am Beispiel von Schweizer Wirtschaftsverbänden.

Haupt Verlag, 2008, 284 S.

Das Buch von Herrn Schnurbein beginnt, wie bei einem aus einer Doktorarbeit hervorgegangenen Werk nicht anders zu erwarten, mit einem systematischen Überblick über die Nonprofit-Organisation (NPO) sowie theoretische Erklärungsansätze und Definitionen. Auch wenn ein Großteil der hier vorgebrachten Modelle allgemein auf NPOs anwendbar ist, wird der Fokus dann schnell auf Wirtschaftsverbände (teilweise mit Schweizer Besonderheiten) eingeschränkt, so dass insbesondere Stiftungen und kleinere Vereine keine Berücksichtigung mehr finden.

Im folgenden werden dann einzelne Ansätze aus dem Bereich des Corporate Governance selektiert und auf ihre Anwendbarkeit im Bereich des Verbandswesens überprüft, mit dem Ergebnis, dass diese Modelle immer nur Teilaspekte des NPO-Sektors abdecken und der komplexeren Struktur sowie einer Unterscheidung zwischen sogenannten Eigen- und Drittleistungs-NPOs nicht gerecht werden können. In weiteren Kapiteln wird anschließend ein auf den NPO-(Verbands)-Bereich zugeschnittenes Beziehungsgeflecht definiert und die Übertragbarkeit von Corporate Governance Ansätzen auf NPOs im Rahmen einer Studie basierend auf 27 Interviews in 10 NPOs überprüft, ausgewertet und teilweise in kurze Handlungsvorschläge umgesetzt.

Das Buch bietet einen hervorragenden Einstieg in die Diskussion der unterschiedlichsten Ansätze der Organisationstheorie und ihrer Vor- und Nachteile bei der Anwendung für NPOs, entlässt den Leser aber am Ende etwas „ratlos“. Dem selbstgesetzten Ziel, „Handlungsempfehlungen für die Gestaltung eines Governance-Systems“ zu formulieren, wird der Autor nicht gerecht – zumindest nicht umfassend und strukturiert. Während zum einen die Notwendigkeit nach Transparenz zwischen Beteiligten inner- und außerhalb der NPO und zum anderen die Bedeutung von Gruppen außerhalb der NPO im selbstentwickelten Modell Erwähnung finden, tauchen sie in den Interviewbögen der leider sehr kleinen Studie kaum bzw. gar nicht mehr auf und finden dementsprechend auch nur geringen Raum in der Auswertung.  Im Haupttext des Buches finden sich aber viele Perlen und gute Ansätze, so dass es dem akademischen Leser sicher einen guten Beitrag zu einer Verbesserung der Forschungslage in diesem Bereich bieten kann.

Folkard Wohlgemut

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