Publikationen
Rezension

Hans-Martin Tillack: Die korrupte Republik. Über die einträgliche Kungelei von Politik, Bürokratie und Wirtschaft

Hamburg: Hoffmann und Campe 2009, ISBN 978-3-455-50109-4, 287 Seiten. 19,95 Euro.

Lange glaubten wir in Deutschland, unsere Republik sei korruptionsfrei. Nur allmählich realisieren wir, dass auch wir ein Korruptionsproblem haben. Aber die Politik tut so, als habe sie nichts damit zu tun. Auch wenn Vorfälle wie Schröders Wechsel zu Gazprom legal sind, finden viele Bürger sie trotzdem verwerflich. In anderen Ländern sind die Regeln sehr viel schärfer. Mit diesen Gedanken leitet Tillack sein Buch ein und meint, dass „unsere Gesetze so lax sind, weil es die Berliner Politik so will. … Darum liegt der Verdacht nahe, dass der Kampf gegen Korruption unter Politikern schon deswegen wenig beliebt ist, weil die Täter unter den eigenen Kollegen zu finden sind. Oder unter denjenigen in der Wirtschaft, auf deren Förderung die politischen Parteien besonders angewiesen sind. … Die deutsche Öffentlichkeit scheint sich mit der ganz legalen, alltäglichen Korruption abgefunden zu haben.“ (S.9)
Tillack zitiert Regina Sieh, Oberstaatsanwältin in München („Politiker haben keinen Anreiz, Korruption zu bekämpfen. Sie wollen vielmehr gar nichts von dem Thema wissen.“) und kommt zu dem Schluss, dass wir „auch beim Kampf gegen Betrug und Korruption in Europa zurückzubleiben drohen.“ (S.13) Das sei eine Gefahr für das Land und unsere Demokratie.
In acht Kapiteln schildert der Autor lebhaft und prägnant die Situation in den Problemzonen: Regierungssponsoring, Abgeordnetenbestechung, Lobbyismus, Informationsfreiheit, Korruptionsbekämpfung, Intransparenz im Gesundheitswesen, Strafverfolgung und Betrugsbekämpfung in der EU. Die leicht lesbare Ansammlung vieler konkreter Einzelfälle wird garniert mit zahlreichen Zitaten von Experten, auch von Transparency Deutschland. Zum Schluss geht Tillack auf die Rolle der Journalisten bei der Aufdeckung, aber auch auf ihre durch Korruption gefährdete Position ein. Durch die überwältigende Fülle an Fakten lässt Tillack den unbedarften Leser möglicherweise erschüttert zurück, macht er doch kaum Hoffnung, die Lage in Deutschland könne sich in absehbarer Zeit bessern. Trösten kann man sich vielleicht nur damit, dass Bücher wie dieses in Deutschland geschrieben und veröffentlicht werden können. Das ist viel wert.

(Gerd Leilich)

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