Publikationen
Rezension

Heinrich-Böll-Stiftung und Regine Schönenberg (Hg.): Transnational Organized Crime

Bielefeld: transcript Verlag 2013, ISBN: 978-3-8376-2495-3, 312 Seiten. 24,80 Euro

Analyses of a Global Challenge to Democracy Organisierte Kriminalität ist eine Gefahr für den sozioökonomischen und soziokulturellen Zusammenhalt von Gesellschaften. Die Globalisierung hat die Dimension der „Transnationalität“ hinzugefügt: Kriminelle Aktivitäten auf lokaler, regionaler und globaler Ebene sind oftmals eng miteinander verwoben. Wie stark Korruption mit der sogenannten „Transnationalen Organisierten Kriminalität“ verbunden ist, wird in dem hier besprochenen Tagungsband deutlich. Das Buch deckt eine erstaunliche Bandbreite von Themen ab und gibt einen vertieften Einblick in einzelne Länder und Regionen. So wird in Bereiche wie Geldwäsche und Cyberkriminalität eingeführt, und es werden Fallbeispiele unter anderem aus Afghanistan, Indien und Mexiko, aber auch Bosnien-Herzegowina, Italien und Deutschland dargestellt. Auf den ersten Blick mag man eine einführende Begriffsarbeit vermissen. Jedoch stellt sich beim Lesen ein Verständnis für dieses Vorgehen ein. Transnationale Organisierte Kriminalität ist ein so vielschichtiges Problem, dass es sich simplen Definitionen entzieht. Interessant sind daher die Diskussionen der einzelnen Autoren zum Begriff, die sich stets aus gegenstandsbezogenen Perspektiven ergeben. Die Schwierigkeit einer allgemeinen Definition wird daran sichtbar, wie schwer sich allein Europa mit einer rechtlichen Definition von Korruption tut (S. 245).

Die Beiträge verharren jedoch nicht in begrifflichen und rechtlichen Diskussionen, wie beispielsweise die wiederkehrende Betonung der zentralen Rolle der Zivilgesellschaft belegt: „Civil society groups are required to monitor the degree of independence and accountability of the criminal justice system and its capacity to fight organized crime and public sector corruption“ (S. 68/69). Das Beispiel Afghanistan hebt dies insbesondere hervor, ebenso wie hier sehr plastisch dargestellt wird, dass Definitions- bzw. Abgrenzungsversuche von (Il)legalität und (Il)legitimität allein aufgrund von kulturellen Unterschieden zum Scheitern verurteilt sind. Zudem ist die internationale Gemeinschaft oftmals eher „Komplize“ (S. 213) denn Bekämpfer von Organisierter Kriminalität, wenn in andere Länder eingegriffen wird.

Der Tagungsband verbindet Artikel mit vereinzelten Interviews, die zunächst wie ein methodischer Bruch wirken und scheinbar den Lesefluss beeinträchtigen. Jedoch werden sie beim weiteren Lesen zu einer willkommenen Abwechslung und tragen zum Ziel der Publikation bei.

Ein interessanter Einblick in die Transnationale Organisierte Kriminalität, der die Augen für die Komplexität – an einer Stelle „griffig“ als „moving target“ (S. 56) beschrieben – und die Ausdehnung des Problems öffnet. Der Band lädt zur weiteren Beschäftigung mit dem zweifellos wichtigen Thema ein.

Tobias Hecht

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