Publikationen
Rezension

Ioannis N. Androulakis: Die Globalisierung der Korruptionsbekämpfung

Nomos Verlag 2007, ISBN: 3-8329-2396-9

Ioannis N. Androulakis hat es auf 485 Seiten geschafft, den Sachverhalt der Korruption umfassend auszuleuchten. Dabei hat er die wohl größte Herausforderung, nämlich einen kohärenten und stringenten Aufbau dieses aspektreichen Themas, durch eine abwechselnd chronologischsachliche Herangehensweise hervorragend bewältigt. Nach einer kurzen Analyse des Korruptionsbegriffs in den unterschiedlichen Wissenschaften – beispielsweise der Soziologie, Philosophie, sowie in den Rechts- und Politikwissenschaften – legt er sich, aufgrund der im Untertitel versprochenen sozialökonomischen Hintergründe, fast zu schnell auf eine politisch-wirtschaftliche Definition fest. Dabei arbeitet er bewusst mit einem weit gefassten Begriff der Bestechlichkeit. Sozialökonomische Aspekte der Bestechung, wie die des Tausches von Macht gegen Information, werden nur am Rande erwähnt.

Im Fokus steht der juristische Umgang mit Bestechung auf nationaler wie internationaler Ebene. Trotz der Trockenheit des Themas gelingt Androulakis dabei eine erstaunlich verständliche und interessante Darstellung. Zunächst stellt er die alte Rechtslage bei der Behandlung von Korruptionspraktiken durch nationale Rechtsordnungen im öffentlichen sowie privaten Bereich vor. Schließlich gelangt er über die Darstellung historischer, vor allem wirtschaftlicher Entwicklungen zum internationalen Strafrecht. Dabei geht er näher auf die relevanten Organe der USA, auf UN, EU und auf die Lage der NGOs ein. So verdient Transparency International, die als einzige „Anti-Korruptions-NGO“ bezeichnet wird, in seinen Augen „besondere Anerkennung“ für die rechtliche Aufarbeitung des Korruptionsproblems. Zusammenfassend entwickelte sich die internationale Rechtsordnung laut Androulakis von einer unilateralen Moralität bis zur heutigen multilateralen Wirtschaftlichkeit. Nachdem er anschließend – für den juristisch weniger interessierten Leser fast zu ausführlich – die Konsequenzen dieser Entwicklungen auf das nationale Strafrecht darstellt, widmet er dem neuen, übernationalen Korruptionsstrafrecht noch einmal ein eigenes, abschließendes Kapitel. Das Korruptionsstrafrecht ist für Androulakis heutzutage weitaus weniger ethnozentriert und besonders in Bezug auf die EU international angeglichen. Die Darstellung der Hintergründe dieses Homogenisierungsprozesses sowie der Probleme und Herausforderungen bezüglich der Übernahme in deutsches Strafrecht ist dem Autor in weiten Teilen gelungen.

Alles in allem: ein hervorragendes Nachschlagewerk mit aussagekräftigen Kommentaren und fundierten kritischen Urteilen.

Christina Stenner

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