Publikationen
Rezension

Jürgen Roth: Unfair Play. Wie korrupte Manager, skrupellose Funktionäre und Zocker den Sport beherrschen.

Eichborn, Frankfurt, 2011, 320 Seiten, 19,95 Euro

Dass die Welt des Sports keine Insel der Seligkeit ist, ist keine neue Erkenntnis. Nicht nur wegen der zahlreichen Dopingfälle in vielen Sportarten. Es wurden Bestechungsskandale bei der Vergabe von Sportgroßereignissen bekannt, zum Beispiel der rund um die Olympischen Spiele in Salt Lake City 2002. Der Fall des Schiedsrichters Robert Hoyzer, der im großen Stil Fußballspiele manipulierte, zog seine Kreise – und dies sind nur ein paar der Fälle, die den Menschen die Augen öffnen müssten.
Sportfunktionäre wollen glauben machen, dass dies alles Einzelfälle sind, gegen die der Sport streng vorzugehen pflegt. Jürgen Roth kommt zu einer anderen Erkenntnis. Er zeigt anhand von vielen Beispielen, wie die organisierte Kriminalität den Sport längst erobert hat. Und wie gering das Interesse von Behörden ist, international operierende Verbrecherbanden zu stoppen, die im Sport ihre kriminellen Geschäfte betreiben.
Leichtathletik, Tennis, Eiskunstlauf – die Fälle kommen aus vielen Bereichen, aber auffallend häufig taucht der Fußball auf. Ein Kapitel widmet Roth dem angeblich verschobenen Halbfinale im Uefa-Cup zwischen Zenit St. Petersburg und Bayern München von 2008. Bayern hatte das Rückspiel in St. Petersburg nach einer erstaunlich schlechten Leistung mit 0:4 verloren und den Einzug ins Finale verpasst. Der Manipulationsverdacht resultierte aus abgehörten Telefonaten russischer Mafiosi. Roth beschreibt die Hintergründe mit vielen Informationen aus Ermittlungsunterlagen. Und er wundert sich über die Zurückhaltung, mit der die Staatsanwaltschaft München die Untersuchungen des Falles anging. Aber er stößt (nicht nur hier) an seine Grenzen. Im Fall Bayern enthält er sich aus gutem Grund eines Urteils, ob eine Manipulation überhaupt möglich sein konnte, denn der Verein wehrt sich juristisch gegen jede Unterstellung.
Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi, wenn man sich für mehr als die jubelnde Seite des Sports interessiert. Hochinteressant ist die Sammlung von Informationen über ungute Beziehungsgeflechte bis zur allerhöchsten politischen Ebene, die verstehen lässt, wie die Auswüchse zustande kommen können und wieso man in der Regel nichts davon erfährt.

(Ulrike Spitz)

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers / der Verfasserin wieder.