Publikationen
Rezension

Jürgen Stierle: Korruptionscontrolling in öffentlichen und privaten Unternehmen

Rainer Hampp Verlag: 2008. ISBN: 978-3-86618-244-8. 205 Seiten. 24,80 Euro

Mit diesem Buch legt Jürgen Stierle eine Ausarbeitung zu einem der derzeit spannendsten Themen der betriebswirtschaftlichen Korruptionsforschung vor. Wenn auch in dem vorliegenden Werk die Anordnung der Themen nicht immer einer klaren Logik folgt, so vermag es Unternehmensberater Stierle dennoch, mit seinem eingängigen Stil die organisatorischen Gründe von Korruption in Unternehmen und mögliche Strategien zu deren Bekämpfung prägnant zu vermitteln. Vor allem die ausführliche Definition von Korruption und deren Erscheinungsformen bietet allen, die sich mit dem Themenbereich das erste Mal beschäftigen, eine gute Einführung. Im Weiteren werden externe und interne Stellhebel des Korruptionscontrollings sowie mögliche Instrumente knapp und präzise dargestellt. Die zahlreichen Quellenangaben weisen auf eine sorgfältige Recherche des Autors hin. Nur auf die naheliegenden Fragen nach branchen- und unternehmensspezifischen Besonderheiten solcher Instrumente bleibt Stierle leider eine Antwort schuldig. Grundsätzlich ist anzumerken, dass die vom Autor als „innovative Ergebnisse“ (S.187) angepriesenen Erkenntnisse für Einsteiger sicherlich interessant sind, für Experten allerdings wenig Neuigkeitswert besitzen dürften. Auch erscheinen die das Ende von Stierles Ausführung bildenden Praxisbeispiele etwas zufällig gewählt. Während der Umschlagtext noch VW und Siemens als Beispiele für Bestechungsfälle anführt, erläutern die Fallstudien das Korruptionscontrolling der „Emschergenossenschaft / Lippeverband“ sowie der Stadt Osnabrück. Während den öffentlichen Unternehmen mit diesen (durchaus instruktiven) Fallstudien ein ganzes Kapitel gewidmet ist, ist von den im Titel erwähnten privaten Unternehmen hier leider überhaupt nicht die Rede. Im Ganzen erscheinen die Erkenntnisse von größerer Relevanz für öffentliche Unternehmen und nur wenig auf die Privatwirtschaft zugeschnitten. Hervorzuheben ist noch ein umfassendes Literaturverzeichnis, welches dem geneigten Leser viele Anknüpfungspunkte bietet, sich allerdings auf Publikationen aus dem deutschen Sprachraum beschränkt. Zudem: Bis auf eine Ausnahme sind die Quellen und Beispiele mindestens fünf Jahre alt.

Zusammenfassend kann das Buch vor allem interessierten „Einsteigern“ in die Thematik ohne weiteres empfohlen werden. Alle, die an aktuellen, auch für die Privatwirtschaft relevanten Erkenntnissen interessiert sind und sich bereits vorher mit der Thematik auseinander gesetzt haben, werden in Stierles Ausführungen dagegen wenig Neues finden können.

Jens Claussen

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