Publikationen
Rezension

Karl-Heinz Nassmacher: The Funding of Party Competition. Political Finance in 25 Democracies.

Baden-Baden: Nomos 2009, ISBN 978-3-8329-4271-7, 467 Seiten. 69,00 Euro.

Karl-Heinz Nassmacher kann als der Doyen der Parteienfinanzierungsforschung in Deutschland bezeichnet werden. Erkennbar handelt es sich bei der vorliegenden Monographie um einen Versuch, Bilanz zu ziehen und die gesamte Literatur zur Politikfinanzierung auf einen Nenner zu bringen. Dieses Vorhaben gelingt – mit Vorzügen und Nachteilen. „The Funding of Party Competition“ kreist um grundlegende Fragestellungen auf der deskriptiven (wie haben sich die Ausgaben und Einnahmen von Parteien entwickelt?), normativen (kauft Geld Entscheidungen?) und analytischen Ebene (was sind die Ursachen und vor allem Folgen von Politikfinanzierungsregimes?). Am besten ist das Buch immer dort, wo es mit bis heute kolportierten vermeintlichen Weisheiten über Entwicklungen im Bereich der Parteienfinanzierung aufräumt. Beispielsweise gelingt es Nassmacher, die Ausgabenniveaus von 18 Demokratien akribisch nachzuzeichnen. Überraschenderweise stellt sich so heraus, dass klientelistische Patronageparteien teurer als technologisch hochgerüstetete Medienparteien sind. Noch bemerkenswerter ist, dass Nassmacher auf breiter empirischer Basis mit dem Mythos der Ausgabenexplosion im Politikbetrieb entwickelter Demokratien aufräumen kann. Ein nicht geringer Teil des vermeintlichen Anstiegs lässt sich durch die verbesserte Datenlage erklären, gemessen an Pro-Kopf Einkommen oder Inflationsrate sanken die Ausgaben häufig sogar im Zeitverlauf. Ebenso ist Nassmacher für seinen Mut zu klaren Urteilen zu loben, beispielsweise wenn er Unternehmensspenden als mittlerweile ungefährlich für gleiche Wettbewerbschancen der Parteien bezeichnet.
Getrübt wird der insgesamt positive Eindruck des Buches dadurch, dass keine Aussagen dazu getroffen werden, warum die Einnahme- und Ausgabestrukturen von Parteien in verschiedenen Ländern sich noch immer so stark unterscheiden. Stattdessen wird hier einmal mehr die (aufgrund der Unzahl an intervenierenden Variablen kaum zu beantwortende) Frage nach den Folgen verschiedener Formen der Parteienfinanzierung aufgeworfen.
Fazit: Mehr wäre mehr gewesen, weniger allerdings auch. Mehr, weil insbesondere die Frage nach den Ursachen von Ausgabe- und Einnahmestrukturen mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Weniger, weil dafür andere, bereits ausführlich behandelte Fragestellungen in den Hintergrund hätten treten können. Aufgrund der Struktur der Monographie als Überblicksdarstellung liegt der kritisierte Sachverhalt möglicherweise in der Natur der Sache begründet. Allein aufgrund seiner Materialfülle handelt es sich bei „The Funding of Party Competition“ um ein Standardwerk, das Ergebnisse und Desiderata der Parteienfinanzierungsforschung eindrucksvoll darstellt.

Michael Koß

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