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Rezension

Klaus Eschenbruch/Peter Racky (Hg.): Partnering in der Bau- und Immobilienwirtschaft - Projektmanagement- und Vertragsstandards in Deutschland

Stuttgart: Kohlhammer 2008, ISBN 978-3-17-019861-6, 293 Seiten, 49,80 Euro.

Die Abwicklung von Verträgen in der Bau- und Immobilienwirtschaft ist durch in hohem Maße konfrontatives Verhalten gekennzeichnet. Eine Win-Win-Situation tritt nur in seltenen Ausnahmefällen ein. Hier setzt das Anliegen der Herausgeber und Autoren (insgesamt 17) ein: Sie engagieren sich dafür, Vertrags- und Projektmanagementstandards einzusetzen, die den ausgewogenen Interessenlagen beider Vertragspartner entgegen kommen. Dies setzt ein neues Denken in der Branche voraus. „Partnering“ wird von den Autoren als Managementansatz angesehen, der die Interessenlagen aller Vertragspartner berücksichtigt und eine einseitige wirtschaftliche Übervorteilung ausschließen soll.
Die verschiedenen Komponenten und Ausprägungen des Managementansatzes „Partnering“ werden aus der Sicht nahezu aller Baubeteiligter beleuchtet: Aus baujuristischer Sicht (Eschenbruch, Leicht), aus baubetriebswirtschaftlicher Sicht (Racky, Gralla, Kochendörfer, Spang), aus bauindustrieller Sicht (Schmidt, von Damm), aus Bauherrensicht (Hüper, Eitelhuber, Körtgen, Wiesböck), aus Sicht des Projektsteuerers und Construction Managers (Preuß, Gorris) und auch aus Architektensicht (Kalusche). Es handelt sich vielfach um Praxisberichte von den in Deutschland durchaus vorhandenen, aber dennoch bislang seltenen Anwendungen des Partnering-Gedankens. Erwähnt werden darf auch, dass das in Deutschland erste Projekt mit einem Transparency-Integritätspakt (Beitrag Körtgen zu  Flughafen Berlin-Brandenburg International) gleichzeitig auch einen Partnering-Ansatz verfolgt.
Das Buch schließt ab mit Musterformulierungen für eine Partnering-Vereinbarung, einem entsprechenden Vertragsmuster für einen Construction-Management-Vertrag und einem Leitfaden für Kompentenzwettbewerbe bei Partnerschaftsmodellen.
Fazit: Es handelt sich um das bislang einzige deutschsprachige Werk zu diesem Thema. Die Bandbreite an Sichtweisen ist nahezu vollständig. Einige vorhandene Redundanzen in der thematischen Abarbeitung können bei einer derartigen Vielzahl an Autoren wohl nie vollständig ausgeschlossen werden. Wer etwas über Partnering wissen will, greift zu diesem Werk. Es bleibt nur ein Wermutstropfen: Die öffentliche Hand als bedeutsamer Bauherr mit ihrer Vorbildfunktion für die anderen Marktteilnehmer ist nicht mit einem Beitrag vertreten. Grund: Das derzeitige Vergaberecht und Haushaltsverhalten scheint wohl Partnering auszuschließen, zumindest zu erschweren. Schade.

(Rainer Wanninger)

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