Publikationen
Rezension

Leo Huberts (Hrsg.): Local integrity systems. World cities fighting corruption and safeguarding integrity.

BJU Legal Publishers: 2008- ISBN 978-90-5454-854-6. 300 Seiten. 35 bis 40 Euro

Was haben Sydney, New York, Hong Kong, London, Hamburg, Amsterdam und Antwerpen gemeinsam? Sie alle sind Gegenstand der ersten internationalen Vergleichsstudie zum Thema lokale Integritätssysteme.

Das Buch beginnt mit einem Überblick über das von Transparency International und Jeremy Pope entwickelte Nationale Integritätssystem. Anschließend definieren die Autoren die für ein lokales Integritätssystem entscheidenden Institutionen (Bürgermeister, Stadträte, Parteien, Polizei, Verwaltung, Watchdog-Organisationen, Presse, Zivilgesellschaft). Im Hauptteil des Buches werden nacheinander die sieben genannten Städte in Bezug auf ihr lokales Integritätssystem beschrieben. Der Beschreibung folgt jeweils eine Bewertung des Systems durch die herausgebenden Autoren. Abschließend werden die für die Bewertung ausschlaggebenden Faktoren sowie die Stärken und Schwächen des vorgenommenen Vergleichs kritisch evaluiert.

Beim Lesen dieser interessanten Darstellung wird klar, dass es kein Modell für lokale Integritätssysteme gibt, das Städten übergestülpt oder gar aufoktroyiert werden kann. Im Gegenteil: Alle dargestellten Ansätze sind höchst unterschiedlich ausgestaltet und in fünf der sieben Städte durch die lokale Administration und aus Eigeninitiative entwickel worden. Allerdings machen die unterschiedlichen Kompetenzen, die die Verfassungen der verschiedenen Länder den Städten garantieren, einen Vergleich der Systeme schwierig. In Australien beispielsweise wird den Stadträten nahezu keine eigene Macht zugesprochen. So kommt es, dass das Integritätssystem Sydneys durch Regeln bestimmt wird, die der Bundesstaat New South Wales entscheidet.

Besonders beeindruckend ist die Beschreibung des Integritätssystems der Stadt Hong Kong. Es wird deutlich, dass viel erreichbar ist, wenn die Entscheidungsträger einen starken politischen Willen zur Veränderung haben und Integrität als klarer Standortfaktor angesehen wird. Nach jahrzehntelangen Skandalen und korrupten Verflechtungen gilt Hong Kong heute als Vorzeigestadt, die sich eine äußerst handlungsfähige Independent Commission Against Corruption als Kerninstitution eines ganzheitlichen Integrationssystems geschaffen hat. Das Buch ist lesenswert für alle, die sich aus theoretischen oder praktischen Gründen für lokale Integritätssysteme interessieren.

Maria Schöder

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