Publikationen
Rezension

LobbyControl (Hrsg.): LobbyPlanet Berlin - Der Reiseführer durch den Lobbydschungel

LobbyControl: 2008. keine ISBN. 168 Seiten. 7,50 Euro

Nach dem „LobbyPlanet Brüssel“ hat die NGO LobbyControl nun den „LobbyPlanet Berlin“ veröffentlicht. Er bietet einem umfangreichen Überblick über die Lobbytätigkeiten größerer Unternehmen, Anwaltskanzleien, Verbände, PR-Agenturen und Denkfabriken in Berlin.

Im Format ist der LobbyPlanet dem bekannten Reiseführer „Lonely Planet“ nachempfunden und passt damit in jede Hosentasche. Auch inhaltlich wird das Reiseführer-Prinzip beibehalten. So hat man die Auswahl zwischen zwei Routen mit diversen Abstechern, um die Repräsentanzen der verschiedenen Organisationen zu erkunden. Erwähnt werden unter anderem die Unternehmen RWE, Bayer und Bertelsmann, der Verband Forschender Arzneimittelhersteller, die PR-Agenturen Scholz&Friends und Burson-Marsteller, aber auch Orte wie das Café Einstein und das Restaurant Borchardt bleiben nicht unerwähnt.

In jeweils kurzen Abschnitten wird über das allgemeine Tätigkeitsfeld der Organisationen, die gegenwärtigen und vergangenen Lobbytätigkeiten (darunter häufig der ein oder andere medial bekannte Skandal) und über die zahlreichen Vernetzungen zu anderen Organisationen, Tochterfirmen und Politikern berichtet. Zwischendurch wird man in Infokästen über die „Instrumente“ der Lobbyarbeit, wie das Grassroots-Lobbying, den Parlamentarischen Abend oder die Externen Mitarbeiter in Ministerien sowie über einige, ausgewählte Anwendungsbeispiele informiert. Das Ganze wird zudem noch aufgefrischt mit historischen oder baulichen Informationen über einzelne Gebäude oder Straßenzüge und Informationen über Öffnungszeiten - ganz wie ein richtiger Reiseführer.

Am Ende fasst LobbyControl seine Forderungen in Bezug auf transparenteres Lobbying zusammen: Ein verpflichtendes Lobbyistenregister, eine dreijährige Karenzzeit für scheidende Politiker, verschärfte Regeln für Nebeneinkünfte und Interessenkonflikte und die Verbannung der Externen Mitarbeiter aus den Ministerien.

Persönlich konnte ich viele neue Erkenntnisse über die Verbindungen einiger Agenturen, Unternehmen und Verbände zur Politik und untereinander gewinnen und war mehr als einmal überrascht, wer hinter der einen oder anderen Kampagne und Initiative tatsächlich steckte. Der Reiseführer-Charakter regt zudem an, die Routen einmal abzulaufen und sei es nur, um sich die beeindruckenden Foyers und Lobbys einiger repräsentativer Bauten einmal selbst anzuschauen.

Sylvia Hänchen

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