Publikationen
Rezension

Ludwig Greven: "Sind wir alle käuflich? Weshalb Korruption die Politik und unser Leben durchdringt"

Köln: Helmut Lingen Verlag 2013, ISBN: 978-3942453325, 272 Seiten. 9,95 Euro

Das ungewöhnlichste an diesem Buch ist sein Format. Gerade einmal 15 mal 10 Zentimeter misst dieser Streifzug Ludwig Grevens durch die Welt der Korruption und passt so in jede Jackentasche. Der Autor schreibt seit vielen Jahren im Ressort Politik von Zeit Online und hat so manche Korruptionsgeschichte begleitet. Entsprechend bunt ist das Büchlein. In 29 Kapiteln werden fast alle Skandale erwähnt, die CSU-Amigowirtschaft, der Kölsche Klüngel, Flick, VW-Affäre bis zu von Klaeden. Besonderen Raum nimmt die Affäre Wulff (Kapitel 21-23) ein, die Greven journalistisch eng begleitet hat. Auch die üblichen  Themen werden angerissen, wie Nebeneinkünfte von Abgeordneten, Lobbyisten, Parteispenden, der Drehtüreffekt, Gefälligkeitsgutachten
oder der Pharmasektor. Im abschließenden Kapitel empfiehlt er zehn konkrete Maßnahmen, die alle auch von Transparency stammen könnten. Greven ist im Fazit nur beizupflichten: „Es muss sich wieder die Erkenntnis durchsetzen,
dass Korruption nicht nur der Gesellschaft, sondern jedem Einzelnen schadet. Denn wer sich Einfluss erkauft, könnte selber als nächster betroffen sein, wenn sich andere genauso verhalten. Diesen Anfängen gilt es zu wehren.“ Für jeden „Einsteiger“ in das Korruptionsthema, der sich kurzweilig ohne Anspruch auf systematische Einführung unterhalten will, ist das Buch bestens geeignet.

Christian Humborg

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