Publikationen
Rezension

Martin Kreutner (Hrsg.): The Corruption Monster – Ethik, Politik und Korruption

Czernin Verlag 2006. ISBN 3-7076-0093-9. 488 Seiten, 29,80 Euro

Bereits der Umschlag gibt sich zweisprachig und bebildert: Das „Corruption Monster“ ist darauf zu sehen, ein gehörntes, stacheliges, Geldbündel schwenkendes Teufelchen, das mit breitem Lachen auf dem Kopf eines stoisch sitzenden Schreibtischmenschen thront. Der Blick in das Inhaltsverzeichnis offenbart dann ein wahres Durcheinander: Sage und schreibe 45 Autoren schreiben über Ethik, Politik und Korruption. Teils Englisch, teils Deutsch, in Beiträgen zwischen 2 und 20 Seiten. Man kann dieses ungewöhnliche Angebot allerdings auch als anregende Vielfalt verstehen: Zwischen „Klassiker der Korruptionsliteratur“ wie z.B. Peter Eigen (TI-Gründer), Johann Graf Lambsdorff („Vater“ des Corruption Perception Index) und Franz-Hermann Brüner (Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung OLAF) mischen sich sehr individuelle Stimmen, wie z.B. die von Brigitte Handlos (Hörfunk-Journalistin beim ORF), die sich anhand von persönlichen Alltagserfahrungen mit der Gefahr der Verharmlosung von Korruption auseinandersetzt, oder die von Alfred Worm (Chefredakteur des Magazins NEWS), der über couragierten Journalismus und dessen Rolle bei der Korruptionsbekämpfung schreibt.

Diese Mischung von fachlich versierten Autoren, die das Thema Korruption aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchten (z. B. Rechnungshöfe, Politikfinanzierung, Integritätskonzepte, Strafrecht uvm.) und Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft, die ihre individuelle, oft sehr persönliche Sichtweise auf das Thema Korruption einbringen, macht das Buch spannend und wertvoll. Ein Buch, das nicht nur ein facettenreiches Fachbuch ist, sondern darüber hinaus auch ein Lesebuch, das Überraschungen bietet und zum Stöbern einlädt. Ein Buch, das man gerne von Zeit zu Zeit wieder aus dem Regal holt.

Freunden der Karikatur sei noch die Seite 17 empfohlen: Hier hat der Schreibtischmensch wieder Initiative und Oberhand gewonnen. Er schlägt das teuflische „Corruption Monster“ mit Stockhieben in die Flucht. Das macht Mut. Wer jedoch genau hinschaut, erkennt: Das „Corruption Monster“ lacht noch immer, und auch die Geldbündel sind offenbar irgendwo zwischen dem Umschlag und der Seite 17 verloren gegangen.

Werner Klinger

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers / der Verfasserin wieder.