Publikationen
Rezension

Matti Kohonen, Francine Mestrum (Hrsg.): Tax Justice. Putting Global Inequality on the Agenda

Pluto Press: 2009. ISBN 978-0-7453-2861-4. Paperback. 239 Seiten. 21,99 Euro

Die Beiträge zu diesem Buch wurden geschrieben, bevor die Dimension der Finanzkrise deutlich wurde. Gerade deshalb liest man mit Spannung und Sorge, wie viele der Fehlentwicklungen, die zur Krise führten, schon vor der Krise bekannt waren. Im Mittelpunkt des Buches steht Steuergerechtigkeit, wie Integrität und Transparenz eine ebenso ethische wie praktische Forderung. Das Buch handelt von beiden Aspekten ausführlich. Kapitalflucht trägt in armen Ländern weit mehr zur öffentlichen Armut bei als Korruption. Steuerflüchtlinge nutzen die gleichen Instrumente und Helfershelfers wie die Korrupten; für beides sind beispielsweise Steueroasen essentiell.
Die Beiträge des Buchs sind von Menschen geschrieben, die etwas verändern wollen, also in einer auch für neu Interessierte verständlichen Sprache. Allerdings ist das Buch zurzeit nur in Englisch verfügbar. Wie der Rezensent stehen eine Reihe der Autoren dem Tax Justice Network nahe, das sich mit steuerbezogenen Ursachen und Folgen der öffentlichen Armut in Industrie- wie Entwicklungsländern befasst. Andere Beiträge handeln von den Konsequenzen der Liberalisierung des Welthandels, die in vielen Ländern nur zum Abbau von Zöllen und Steuern führt. Weiter wird die Notwendigkeit von globalen Steuern für die Nachhaltigkeit des Kampfes gegen globale Probleme begründet.
Das Buch gibt praktische Beispiele für die Dimension der Probleme, um die es beim Steuerthema geht. Eine Besteuerung des liquiden Kapital der wenigen sehr Reichen (High Net Wealth Individuals) mit dem Promillesatz, den OECD Länder von ihrem Bruttosozialprodukt für Entwicklungszusammenarbeit aufbringen, würde zu derselben Summe führen. Noch eindrucksvoller ist die Dimension der Steuervermeidung von Multinationalen Konzerne. Etwa beim Transfer Pricing: Auf dem Papier verschieben sie Produktionskosten, zum Beispiel in Steueroasen und reduzieren dadurch die etwa in Entwicklungsländern anfallenden Gewinne drastisch. Das kostet die Länder ein Mehrfaches der offiziellen Transfers für Entwicklung. Am Eindrucksvollsten: Alle Daten liegen vor, um dieses Vorgehen transparent zu machen und damit sehr zu erschweren. Es fehlt nur die Vorgabe an die Firmen, die Daten länderbezogen zuzuordnen (country by country reporting).
(Hansjörg Elshorst)