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Rezension

Maximilian Edelbacher, Christian Felsenreich, Karl Kriechbaum: Der Korrupte Mensch. Ein psychologisch-kriminalistischer Blick in menschliche Abgründe

Wien: Goldegg-Verlag, 2012; ISBN-13: 978-3902729781, 415 Seiten, 24,90 Euro.

Dem Verlagsziel entsprechend, handelt es sich nicht um ein wissenschaftliches Buch. Es ist umgangssprachlich geschrieben und scheut auch keineswegs Entrüstungen und überspitzte Charakterisierungen. Ausschweifende Gedanken, Wiederholungen, akribische Auflistungen und Fallschilderungen erschweren einen zügigen Leseduktus. Der Text ist ohne jede Anmerkung, im Anhang findet man eine Literaturliste sowie Internetlinks.

Im ersten Teil wird an Hand spektakulärer Korruptionsfälle die daraus resultierende Gefahr für Gesellschaft und Demokratie, sowie ihre Kosten und Schäden, thematisiert.

Ziel der Autoren ist es, die menschliche Veranlagung als ursächlich für das korrupte Denken und Handeln aufzuzeigen.

Im zweiten Teil wird die psychosoziale und neuropsychische Determiniertheit des Menschen vorgestellt. Die Autoren zählen 25 Korruption begünstigende Faktoren auf. Neben “Mentalität“ und „menschlicher Gestörtheit“ (S. 267-271) werden die offensichtlichen Gründe wie Intransparenz von Institutionen und Netzwerken genannt. Die Determiniertheit des Menschen (S. 177) könne nur durch entsprechendes Training verändert werden. Unabdingbar seien Selbstreflexion, Selbsterkenntnis und Selbstkontrolle (S.184 ff). Die Autoren zeigen einen ehrenwerten Optimismus, wenn sie feststellen, dass mit „ausgeklügelten psychologischen und pädagogischen Maßnahmen, die flächendeckend zur Anwendung“ kämen, „wir vielleicht in zwei oder drei Generationen eine grundlegende Veränderung zum Besseren“ bewirken könnten (S. 202).

Im dritten Kapitel befassen sich die Autoren mit dem Kampf gegen Korruption im öffentlichen Bereich. Neben den verschiedenen Organisationen und Maßnahmen, werfen sie auch einen Blick auf die Finanzkrise und die Rolle der Banken. Sie weisen mit Nachdruck darauf hin, dass der politische Wille und seine Umsetzung in konkrete Handlungen unabdingbar notwendig sind. Hilfreich dabei seien Transparenz, Verhaltenskodizes und die Einführung eines Antikorruptionsbeauftragten, aber auch Aufklärung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit sowie Compliance-Management (S. 367 ff.).

Im Epilog (S. 403-405) warnen die Autoren zum wiederholten Mal vor einer weitergehenden Bedrohung durch Korruption, was Destabilisierung der Zivilgesellschaft und Erschütterung der Demokratie zur Folge habe. Dieser Sachverhalt wird einem „politischen Versagen“ angelastet, „weil die Politik“

ihre gesellschaftspolitischen Aufgaben nicht ernst nehme.

Insgesamt liegt die Analyse nahezu ausschließlich im Bereich der Psychologie, ohne weitergehenden Bezug zu gesellschaftspolitischen Strukturen.

Astrid Wokalek   

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