Publikationen
Rezension

Michael Woodford: "Enthüllung: Vom CEO zum Whistleblower bei Olympus"

Weinheim: Wiley-VCH Verlag GmbH & Co 2014, ISBN: 978-3-527-50778-8, 288 Seiten. 19,99 Euro

Michael Woodford hat ein sehr persönliches Buch geschrieben. Er erzählt von seiner beruflichen Karriere in Großbritannien bis zur Ernennung als Chief Executive Officer des japanischen Kamera- und Medizintechnikkonzerns Olympus im April 2011 und die dramatische Wendung seines (Berufs-)Lebens durch die Lektüre eines Artikels über das Unternehmen Olympus in einem kleinen Wirtschaftsblatt in Tokio im Juli 2011. Dieser Artikel war Auslöser für den Autor, der Sache auf den Grund zu gehen und hat letztendlich zu einem großen japanischen Wirtschaftsskandal geführt. In dem Artikel war behauptet worden, das Unternehmen habe Hunderte von Millionen Dollar für unerklärliche Transaktionen im Zusammenhang mit dem Ankauf seltsamer und unwahrscheinlicher Übernahme-Objekte ausgegeben.

Es ist kein Roman, keine Dokumentation oder Geschichtsstunde, sondern die teils zornige Schilderung eines Wirtschaftsskandals aus Sicht des Autors. Der Leser wird in die Welt der japanischen Unternehmenskultur mitgenommen. Er begleitet den Autor bei seinen Versuchen, die im Artikel geschilderten Sachverhalte unternehmensintern zu klären, bis zu seiner Entlassung und der anschließenden Information der Presse und der Strafverfolgungsbehörden über die Missstände. Das Buch handelt von zwei Whistleblowern, dem Autor und einem anonym gebliebenen Mitarbeiter des Unternehmens, der den ersten Schritt in die Öffentlichkeit gewagt hat und zum Schluss des Buches ebenfalls zu Wort kommt.
Ein spannendes Buch, das die Erlebnisse eines „untypischen“ Whistleblowers schildert und die drastischen Auswirkungen der Veröffentlichung von Missständen auf Beruf und Privatleben vor Augen führt. Der Leser findet sich –
auch dank der vorangestellten Liste der Personen der Handlung – in der Unternehmenskultur vom Olympus zurecht und kann sich so in die schwierige Situation des Autors hineinversetzen.
Anstatt wegzusehen und weiterzumachen hat der Autor erhebliche Risiken auf sich genommen, um Missstände aufzudecken. Mancher Leser wird sich bei der Lektüre fragen: „Hätte ich in seiner Situation auch so gehandelt?“ Schon dieser Grund macht das Buch lesenswert. 

Elke Schaefer

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