Publikationen
Rezension

Nadja Fee Viola Groß: "Chief Compliance Officer"

Nomos, Baden-Baden 2012, 276 Seiten, 72 Euro

Compliance-Funktionsträger im Spannungsverhältnis zwischen wirksamer Compliance und arbeitsrechtlicher / gesellschaftsrechtlicher Kompetenzordnung Eine juristische Dissertation verspricht auch dem fachlich vorbelasteten Leser in der Regel keine unkomplizierte oder unterhaltsame Lektüre. Die Frage ist aber, ob sie eine mühevolle und mitunter die Grenzen des Ärgers berührende Strapaze sein muss. Dies geschah dem Rezensenten bei der Beschäftigung mit der Arbeit von Nadja Fee Viola Groß. Bevor man auf Seite 26 den rund 220 Druckseiten umfassenden Textteil erreicht, erklärt ein Vorwort unter anderem den Dank an zwei Korrekturleserinnen, deren Wirken man bei der Lektüre nicht selten schmerzhaft vermissen wird. Es folgen eine Inhaltsübersicht, ein mit zusätzlichen Ordnungsmerkmalen ergänztes Inhaltsverzeichnis und ein üppiges Abkürzungsverzeichnis (6 Seiten) mit wenig erklärungsbedürftigen Begriffen, wie „bzw.“ oder „EU“. Am Ende der Arbeit findet sich ein eindrucksvolles Literaturverzeichnis (26 S.!), dem sich ein eher dürftig ausgefallenes Stichwortverzeichnis von gerade zwei Seiten anschließt.

Diese Hinweise lassen die Stärken und die Schwächen der Arbeit erkennen. Einer umfangreichen, fleißigen, plausibel strukturierten, problemorientierten und durchaus gedankentiefen Abhandlung des Themas stehen insbesondere sprachliche Schwächen gegenüber. Die Unachtsamkeiten und Umständlichkeiten (unter anderem Schachtelsätze, Pleonasmen und Wiederholungen ) sind zu zahlreich. Eine Dissertation will (und kann) in der Regel keine praktische Hilfe für den betrieblichen Alltag sein. Auch diese Arbeit möchte explizit „nicht als (Weiter-) Entwicklung eines Compliance – Best – Practice – Modells verstanden werden“, sondern als „eine problemorientierte, speziell auf die Tätigkeit des CCO bezogene, praktische und auf den Status quo der Rechtslage bezogene Analytik begriffen werden“ (S. 32).

Die Arbeit untersucht die Figur des Chief Compliance Officer in deutschen börsennotierten Aktiengesellschaften in vier Kapiteln. Sie beginnt mit einem Überblick über den rechtlichen Rahmen und die betriebliche Bedeutung von Compliance. Sie wird fortgesetzt mit der Rechtsstellung und den fachlichen und persönlichen Anforderungen an einen CCO. Das dritte Kapitel behandelt die Konfliktfelder, denen der CCO bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben ausgesetzt ist. Die Untersuchung schließt mit einem Fallbeispiel, in dem die Verfasserin die Ergebnisse der Arbeit thesenartig zusammengefasst hat.

Inhaltlich kann den Schlussfolgerungen der Verfasserin großenteils gefolgt werden. Eine straffere sprachliche Um setzung wäre der Arbeit und ihrer Bewertung sehr zugute gekommen.

(Peter von Blomberg)

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