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Rezension

Patrick von Maravic: Verwaltungsmodernisierung und dezentrale Korruption. Lernen aus unbeabsichtigten Konsequenzen

Haupt Verlag 2007 ISBN 9783258072241 300 Seiten, 32 Euro

Die theoretisch wie praktisch hochspannende Arbeit definiert einen Begriff von Korruption in Zeiten dezentraler Verwaltung – unabhängig davon, ob sie in Politik, Verwaltung oder an sonstigen Stellen auftritt – als „den Missbrauch von Macht und Vertrauen durch das Gewähren oder Akzeptieren eines direkten oder indirekten Vorteils durch all solche Personen, die Bestandteil des Leistungserbringungsprozesses sind. Dezentrale Korruption bezeichnet laut diesem Prozess korruptive Praktiken von Akteuren, die in den dezentralen Leistungserbringungsprozess eingebunden sind.“ (S. 274 f). Dabei kommt es dem Autor nicht nur auf Analysen, sondern ebenso auf das Lernen hieraus sowie auf die Entwicklung von Instrumenten für ein systematisches Risikomanagement an. Das Besondere an dieser Arbeit: Von Maraviç wertet eine Fallstudie aus (Kommune X, Fall Peter S, Entwicklung der dezentralen Korruption von der Verwaltungsmodernisierung bis zum Ablauf des strafrechtlich relevanten Verhaltens im kommunalen Betrieb) und analysiert darüber hinaus die mit den herkömmlichen Instrumenten und dem Ansatz der „lernenden Verwaltung“ fortzuentwickelnden Methoden für das Management der dezentralen Korruptionsrisiken.

Die Identifikation typischer „Andockstellen“ für dezentrale Korruption im Rahmen der verschiedenen aktuellen „Schulen der Verwaltungsmodernisierung“ wird durch die Berücksichtigung der internationalen wissenschaftlichen Debatte um die Aufarbeitung von exemplarischen Entwicklungen in anderen Ländern besonders spannend. Dabei bleibt klargestellt: New Public Management kann, aber muss nicht dezentrale Korruption begünstigen. Es erlegt der Verwaltung allerdings auf, sich im Risikomanagement auf die typisierbaren Risiken einzustellen. Folgerichtig sollte im Zeitalter dezentraler, vernetzter Leistungserbringung auch das deutsche Strafrecht seine Unterscheidung zwischen Straftaten im Amt und Straftaten gegen den Wettbewerb überwindenden (S. 275) – eine notwendige Konsequenz, die im rechtspolitischen Diskurs vertieft werden muss! Eine ausführliche Fassung der Rezension finden Sie hier

Gabriele C. Klug

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