Publikationen
Rezension

Peter Maass: Öl: Das blutige Geschäft

München: Droemer Verlag 2010, ISBN: 978-3-426-27529-0, 352 Seiten. 19,99 Euro

In seinem Buch zeigt der US-amerikanische Journalist Peter Maass, was die meisten wohl längst vermutet haben: Öl ist Fluch und Segen zugleich. Es ist der Antrieb für Fortschritt und Industrialisierung. Aber nur wenige profitieren vom Ölreichtum ihres Landes; Umwelt und Menschen werden Opfer der Ölförderung und nicht selten ist Öl der Grund für Konflikte. Zwar kennen wir die negativen Seiten des schwarzen Goldes bereits vor der Lektüre, doch Maass bestätigt sie uns mit frappierender Deutlichkeit und hält uns detailliert vor Augen, was wir in der westlichen Welt – abhängig vom Rohstoff Öl – gern verdrängen. Aber das Buch liefert auch neue Informationen und gewährt tiefe Einblicke in die korrupten Machenschaften rund ums Öl. Maass recherchierte vier Jahre, reiste dafür unter anderem nach Äquatorialguinea, Aserbaidschan, Ecuador, Nigeria, Russland und Saudi-Arabien. Er führte Interviews mit Vertretern von Ölunternehmen und Regierungen sowie Umweltschützern, Wissenschaftlern oder Ölarbeitern. Maass zeigt uns die Perspektive der betroffenen Bevölkerung – derer, die einst große Hoffungen auf den Ölboom ihres Landes setzten und bitter enttäuscht wurden. Es wird deutlich, dass Korruption im Ölgeschäft völlig normal ist und dass es nur selten zu einer strafrechtlichen Verfolgung kommt. Maass berichtet von einigen Fällen und Verurteilungen, die angesichts des enormen Schadens an Mensch und Natur nahezu lächerlich erscheinen. Als Ich-Erzähler gibt Maass dem Buch eine sehr persönliche Note und fesselt den Leser von Beginn an. Sein klarer und unkomplizierter Schreibstil ermöglicht dem Leser, die komplexen und undurchsichtigen Vorgänge im Ölgeschäft besser zu verstehen. Mit Statistiken und Bildern belegt er seine Aussagen und verdeutlicht das Ausmaß von Ölkatastrophen. Abschließend lenkt Maass den Fokus auf die aktuellen Debatten zu Ölverknappung und Klimawandel. Sein Buch zeigt uns einmal mehr, dass es überfällig ist, uns aus der Abhängigkeit vom Öl zu befreien. Laut Maass dürfe „Die oberste Priorität […] nicht mehr lauten, an Öl ranzukommen, sondern muss lauten, vom Öl wegzukommen“ (S. 315). „Öl“ von Peter Maass ist ein sehr lesenswertes Buch, dem ich meine klare Empfehlung ausspreche.

Anke Schäffner

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