Publikationen
Rezension

Pohl, Ines (Hg.): "Schluss mit Lobbyismus! 50 einfache Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt"

Frankfurt/Main: Westend Verlag 2012. ISBN 978-3-86489-024-6. 224 Seiten. 14,99 Euro

Ines Pohl, Chefredakteurin der taz, hat mit ihrer Redaktion ein Buch veröffentlicht, das lange überfällig war. Anhand von 50 konkreten Beispielen wird gezeigt, wo Leistungen der Politik mögliche Gegenleistungen von Privatinteressen gegenübergestehen. Dies gelingt meist sehr gut, in manchen Fällen wird die Argumentation etwas pauschal. Viele bekannte Sachverhalte werden aufgearbeitet, wie die Parteispenden des Spielautomatenherstellers Gauselmann oder der Kampf der Verlage für ein Leistungsschutzrecht. Nicht immer wird deutlich, ob die Lobbyisten fragwürdige Methoden der Einflussnahme angewandt haben oder ob die Erfolge von Lobbyisten kritisch von den Autoren der Beiträge gesehen werden.
Auch weniger bekannte Sachverhalte werden an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Hervorzuheben ist der Beitrag über die „Stiftung Lebendige Stadt“ mit prominenten Beiratsmitgliedern, die von der Shoppingcenterlobby gesteuert wird. Ein anderer Beitrag widmet sich der Internationalen Atomenergie-Agentur, die mit dem vorrangigen Ziel des Ausbaus der Atomenergie gegründet wurde, und den Friedensnobelpreis gewinnen konnte. Da so viele unterschiedliche Fakten zusammengetragen wurden, funktioniert das Buch auch als Nachschlagewerk. Daher hätte man sich ein Sachverzeichnis gewünscht. Trotz der genannten kleinen
Einschränkungen ist das Buch sehr lesens- und empfehlenswert. Es füllt eine Lücke der Literatur über Lobbyismus in Deutschland.

Christian Humborg

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