Publikationen
Rezension

Raj Chari, John Hogan & Gary Murphy: Regulating Lobbying: a global comparison

Manchester University Press 2010, ISBN-10: 0719079373, 192 Seiten. 86,95 Euro

Trotz des geringen Umfangs von nur 190 Seiten ist „Regulating Lobbying: a global comparison" ein tief greifender Vergleich der weltweit bestehenden Lobbying-Regulierungssysteme. Zunächst wird erläutert, was unter der Regulierung von Lobbyismus zu verstehen ist, und darüber hinaus, welche theoretischen Begründungen es für und gegen Lobbyismusregulierungen gibt, beispielsweise Transparenz (pro) und Kosten (kontra). Die Methoden der Datenerhebung erstrekken sich von der Analyse der verschiedenen Gesetzestexte über einen vergleichenden Index (CPI) aller untersuchten Regionen inklusive einer Einteilung in stark, mittel und gering regulierte Systeme bis hin zu qualitativen Expertenbefragungen (Lobbyisten, Politiker, Verwaltungsangestellte). Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass Deutschland, Polen, die Europäische Kommission und das Europäische Parlament gering regulierte Systeme sind. Im Gegensatz dazu zählen 50 Prozent der US-Bundesstaaten und die US-Bundesebene zuen hoch regulierten Systemen. Dazwischen befinden sich die restlichen  (Bundes-)Staaten. Die Unterschiede werden hierbei auf zwei Faktoren zurückgeführt: die historische Rolle von Interessenvertretern, welche in Nordamerika ausgeprägter ist, und der Einfluss von Korruptionsskandalen, welche strengere Regelwerke nach sich zogen. Tiefere Einblicke bieten die Expertenbefragungen. Auch wenn diese aufgrund der geringen Anzahl von Rückantworten nicht als repräsentativ angesehen werden, so können diese nach Meinung der Autoren doch zumindest Tendenzen aufzeigen. Mit regionalen Unterschieden zeigt sich, dass die meisten befragten Akteure eine Regulierung befürworten, trotz Kosten und Hürden. Prägnant ist, dass mit zunehmender Regulierungsdichte die Zustimmung zu Regulierungen steigt und die Überzeugung zunimmt, dass diese Gesetze mehr Vertrauen in politische Institutionen schaffen und einen positiven Effekt auf den  Gesetzgebungsprozess ausüben. Insgesamt ist „Regulating Lobbying“ ein tiefer und breiter Vergleich der untersuchten Regulierungssysteme und – Englischkenntnisse vorausgesetzt – trotz des wissenschaftlichen Niveaus auch für interessierte Laien verständlich. Darüber hinaus zeigt es Möglichkeiten, inwiefern bestehende Regulierungssysteme weiterentwickelt werden können.

Candy Lange

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