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Rezension

Sascha Adamek (Heyne): "Die Machtmaschine Sex, Lügen und Politik"

Heyne, München 2013, 352 Seiten, 19,99 Euro

Bei einem Buch mit „Sex“ und „Lügen“ im Untertitel ist Skepsis angebracht, ob man nur auf die Fliegenfänger eines Buchverlags hereingefallen ist. Das neue Buch des Autors und TV-Journalisten Sascha Adamek lässt einen zunächst etwas ratlos zurück, worum genau es darin geht. Adamek definiert die Machtmaschine wie folgt: „Die Machtmaschine besteht nicht nur aus einem komplizierten Geflecht politischer und zuweilen finanzieller Verstrickungen von Politikerinnen und Politikern, sie berührt nicht selten auch ihre Intimsphäre. Lügen und verdeckter Lobbyismus marschierten bislang Hand in Hand durch die politische Geschichte der Bundesrepublik“ (S. 19f.). Man fragt sich, was die vielen unterschiedlichen Geschichten, die im Buch erzählt werden, eint. Eigene Kapitel sind Horst Köhler, Christian und Bettina Wulff und Karl-Theodor zu Guttenberg gewidmet. Weitere Kapitel gehen um die CSU, Skandale bei Grünen und Roten und ein abschließendes Kapitel um das Verhältnis von Ackermann und Merkel. Das Kapitel zu Wulff macht rund ein Drittel des Buches aus.

Der Titel des Buches „Machtmaschine“ zielt auf den zentralen Schmierstoff im politischen Betrieb, die Macht. Transparency definiert Korruption als Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Vorteil. Macht ist grundsätzlich, und das zeigt auch die politikwissenschaftliche Forschung, ein schwierig zu begreifender und noch schwieriger zu messender Begriff. Je weiter man aber im Buch liest, desto stärker kristallisiert sich die Problematik heraus. Es geht darum, „Mechanismen der Beeinflussung offenzulegen, die Politiker zu ihren Entscheidungen treiben“ (S. 12). Diese Beeinflussung kann durch Journalisten erfolgen, durch politische Gegner, durch vermeintliche politische Freunde oder auch durch Lobbyisten. Wenn Politiker Details aus dem Intimoder Privatleben ihrer Kolleginnen und Kollegen sammeln und um des politischen Vorteils weitergeben, verletzen sie selbst genau die Trennlinie zwischen politischem und privaten Leben, deren Verteidigung ihnen nach eigenen Worten meist am Herzen liegt.

Das Buch gibt einen guten Einblick, wie in Deutschland Politik ge“macht“ wird. Neue Enthüllungen sind nicht zu erwarten, aber gute Zusammenfassungen und Kontextualisierungen. Adamek zieht das Fazit: „Es gibt keinen Zweifel daran, dass mit dem Privatleben auch in Deutschland längst Politik gemacht wird“ (S. 20). Dies beweist das Buch. Trotz nicht vollständig überzeugender systematischer Einbettung ist es sehr interessant und äußerst kurzweilig zu lesen.

(Christian Humborg)

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