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Rezension

Simon L. Koenen: Korupsi – Korruption in Indonesien Einblicke und Hintergründe

Kellner-Verlag: 2009. ISBN 978-3-939928-06-5. 179 Seiten. 16,90 Euro

Dieses Buch skizziert auf persönliche und einfache Art und Weise die grenzüberschreitende Problematik der systematischen Korruption in Entwicklungsländern für deutsche wie europäische Unternehmen bei Auslandsgeschäften. Der Autor stellt in seiner Länderstudie die Frage, ob deutsche Unternehmer in Indonesien einen wirtschaftlichen Erfolg auch ohne Korruption erzielen können. Zunächst führt Simon Koenen den Leser allgemein in das Thema ein und beschreibt die länderspezifische Struktur und Gesetzeslage – auch im Vergleich mit Deutschland – von Korruption in Indonesien. Anschließend geht er stärker auf die Besonderheiten der systemischen Korruption in Indonesien ein und analysiert ihre möglichen Ursachen multidisziplinär. Durch den weit gefassten Blick gelingt es dem Autor zu skizzieren, wie „das hohe Level an Korruption (...) in der Mischung (verschiedener) Faktoren begründet liegt“ (S.109). Theoretische Hintergründe aus Kultur-, Politik- und Wirtschaftswissenschaften, verbindet Koenen mit empirischen Belegen und persönlichen Erfahrungen, die als Exkurse zwischen den Kapiteln stehen.

Anhand von verschiedenen Interviewaussagen geht der Autor sodann stärker auf die Entwicklungen und Veränderungen der Großkorruption („Grand Corruption“) ein. Er argumentiert, dass die Korruption bei Regierungsgeschäften die Form mit dem größten Ausmaß und der größten Relevanz für ausländische Geschäftspartner wie zum Beispiel Deutschland sei. Das Problem und dessen Handhabung von deutschen Unternehmern, aber auch Institutionen für Entwicklungszusammenarbeit wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), ist Gegenstand eines weiteren Kapitels. Ernüchtert muss der Leser hier zur Kenntnis nehmen, wie stark die deutsche Seite an dem indonesischen Korruptionsgeschäft anscheinend beteiligt ist. Anschließend stellt der Autor die Frage, ob Geschäfte in Indonesien überhaupt ohne Korruption möglich sind und kommt am Ende zu der Erkenntnis, dass neben der Kenntnis der indonesischen Kultur und Sprache, welches Vertrauen zu Beamten fördert, regelmäßige Gefälligkeiten eine Grundvoraussetzung zu sein scheinen. Es bleibt anzumerken, dass diese Schlussfolgerung hauptsächlich auf Interviewaussagen basiert. Zwar scheinen diese nah am Geschehen zu sein und aus wirklichen Erfahrungen zu sprechen; allerdings ist zu berücksichtigen, dass Objektivität bei den Vertretern der Privatwirtschaft nur bedingt vorhanden sein kann. Bei den Lösungsvorschlägen plädiert der Autor dafür, dass deutsche Unternehmen ihre Compliance Standards der jeweiligen nationalen Korruptionskultur anpassen sollen, um effektiv zu sein. Er zieht die Schlussfolgerung, dass Compliance Standards die Vielschichtigkeit der Korruption berücksichtigen sollten. Zudem listet der Autor Schritte auf, mit denen Korruption in Indonesien verringert werden könnte. Der mögliche Einfluss der deutschen Seite wird an dieser Stelle nicht beleuchtet.

Esther Pieterse

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