Publikationen
Rezension

Susanne Schmidt: „Das Gesetz der Krise, Wie die Banken die Politik regieren.“

Susanne Schmidt beschreibt in ihrem Buch sechs Krisenherde: Das Finanz- und Bankensystem, die Staatsschulden, Inflation oder Deflation, Vergemeinschaftung von Staats- und Privatschulden, das Auseinanderbrechen der Eurozone und das demokratische Defizit in der Europäischen Union. Das Buch schließt mit Empfehlungen für den weiteren Umgang mit den wirtschaftlichen und politischen Krisengefahren.
Die Autorin geht von der These aus, dass sämtliche finanziellen Krisen einschließlich der Staatsschuldenproblematik eine direkte Folge der Banken- und Finanzkrise sowie der unheilvollen Abhängigkeit von Staaten und Banken sind (16). Faktenreich wird die Annahme untermauert, wonach es keine Eurowährungskrise gibt. Der Euro sei nach innen und außen stark. Den enormen Einfluss einiger weniger Großbanken auf die Problemwahrnehmung sowie die Reaktionen der Politik zeige die Tatsache, dass sich die Märkte derzeit ausschließlich auf das Geschehen in der Europäischen Währungsunion konzentrierten, obwohl die Schulden- und Defizitprobleme in Großbritannien, den USA und Japan eindeutig gravierender seien (17).
Das Buch liefert Einsichten, die dem Laien bei der Bewertung kontroverser Reformdebatten helfen. So wird zum Beispiel der Unterschied zwischen der Börsenumsatzsteuer und der Finanztransaktionssteuer erklärt. Die Finanztransaktionssteuer sei vor allem wichtig, um den OTC-Handel (der nicht an den Börsen stattfindet; „over-the-counter“) und den Hochfrequenzhandel einzudämmen. Die dort erzielten Mikrogewinne, die sich zu einem „megagigantischen Umsatz bei geringfügigster Marge“ (55) addieren, würden weniger interessant. Eine Börsenumsatzsteuer würde diese Transaktionen außen vor lassen, stattdessen aber auch die Kleinanleger belasten. Sehr lehrreich ist auch die Analyse der Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB). Den kurzfristig positiven Effekten der fast kostenlosen Kreditgewährung der EZB stünden enorme Langfristgefahren gegenüber. Die EZB habe sich wegen der Bereitschaft immer unsichere Anlagen zur Absicherung von Bankkrediten zu akzeptieren quasi zu einer „Mülldeponie“ (146) entwickelt. „Je nach Art der hinterlegten Sicherheit (habe) eine schleichende Vergemeinschaftung der Risiken von Staats- und Privatschulden stattgefunden“ (147). Schmidt hat ein Buch für Finanz-Laien geschrieben. Ich habe es mit großem Gewinn gelesen und empfehle die Lektüre all denen, die die Zukunft des Euro und der Europäischen Union nicht allein den Bankenexperten überlassen wollen.

(Edda Müller)