Publikationen
Rezension

Torsten Engelbrecht und Claus Köhnlein: "Viruswahn"

emu Verlag 2006, ISBN: 3891891474, 333 Seiten, € 18.90.

Der interessierte Leser klappt das Buch auf und mag es gar nicht mehr aus der Hand legen. Schnell wird erkennbar, dass die Autoren einer bestimmten Philosophie anhängen. Und doch wurde ich stutzig, denn einige Fragen hatte ich mir selbst schon gestellt, z. B. wie die Hysterie zu BSE oder Vogelgrippe zu bewerten sei, bzw. wer daran verdiente. Die finanzielle Verquickung von Pharmaindustrie und Wissenschaft ist global bekannt, doch welche Auswirkungen dies im Einzelnen haben kann, macht das Buch sehr plastisch deutlich: „Experten, die von Interessen geleitet werden, kontaminieren die Forschung. Daher wird nicht offen geforscht, es fehlt die Transparenz“.

Die Recherchen und Literaturangaben sind sehr umfangreich. Die Frage, die sich mir stellt, ist, warum die genannten namhaften Wissenschaftler sich in der Öffentlichkeit kaum Gehör verschaffen. Meine eigene naturwissenschaftliche Ausbildung hat niemals Zweifel an den veröffentlichten Studien aufkommen lassen, so groß war die Verneigung vor der Forschung. Wegen des enormen Wissensvorsprungs der Forscher traut sich der Normalbürger schon gar nicht, an bekannten Ergebnissen zu zweifeln. Einige abenteuerliche Theorien der Autoren, besonders die zum Thema AIDS, wonach Drogen und Gifte für die Immunschwächekrankheit verantwortlich seien und nicht das HIV Virus, erinnert an die Reden von Thabo Mvuyelwa Mbeki (Präsident Südafrikas). Trotzdem, so sehr man an den teilweise unsinnig erscheinenden Theorien zweifeln mag, veranlasst das Buch den Leser, jede apokalyptische Botschaft, die in den Medien auftaucht, zu hinterfragen, vor allen Dingen in Hinsicht darauf, wer daran verdienen könnte.

Gabriele Bojunga

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