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Rezension

Uli Röhm, Wilfried Vogt: Tatort Autobahn - Kriminelle Machenschaften im Speditionswesen

Campus Verlag 2006 (2. Aufl.). ISBN 3-5933-8236-9. 222 Seiten, 19,90 Euro

Wohl jeder Autofahrer hat sich schon einmal über das sogenannte Elefantenrennen geärgert. Ein LKW überholt einen anderen, am besten am Berg, und dahinter staut sich der Verkehr. Nur wenige werden sich gefragt haben, warum der LKW zwar der Beschriftung nach einer deutschen Spedition gehört, aber mit einem in Bulgarien zugelassenen Auflieger und einer in Luxemburg angemeldeten Zugmaschine unterwegs ist.

Zu beiden Themen bietet das Buch Hintergründe. Es erlaubt einen gut recherchierten Blick hinter die Kulissen des Gewerbes. Dabei ist es angenehm zu lesen und gibt einen interessanten Überblick über die grauen und schwarzen Geschäfte im Speditionsgewerbe. Erläutert werden dabei auch die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Hintergründe. Zahlen und Fakten zur Branche runden das Werk ab. Besonders positiv ist anzumerken, dass sich die Autoren nicht darauf beschränken, Missstände anzuprangern sondern auch Lösungsvorschläge entwerfen.

An anschaulichen Beispielen werden die Geschehnisse erläutert. Prominente Fälle aus der Branche werden referiert. Dabei beschränken sich die Autoren nicht darauf „War Stories“ zu erzählen, sondern sie analysieren und erläutern an Hand dieser Fälle die negativen Auswüchse der Branche.

Die miesen Arbeitsbedingungen der Fahrer, die als schwächstes Glied in der Kette zwar diejenigen sind, über die wir uns ärgern, wenn Sie mit ihrem LKW vor uns herfahren, werden ebenso beleuchtet wie die rücksichtslose Ausnutzung von Grauzonen und Gesetzeslücken.

Und die Art der Gesetzesverstöße ist vielfältig. Bußgelder werden dabei bewusst in Kauf genommen, weil sie „kalkulatorisch unerheblich“ sind.

Wenn es etwas zu beanstanden gibt, dann die Tatsache, das der Klappentext ein wenig irreführend ist. Er beginnt mit dem Satz „Korruption und Scheinselbständigkeit ...“. Doch Korruption ist nicht der zentrale Punkt dieses Buchs, sondern Themen wie Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, Überschreitung von Lenkzeiten und andere Delikte. Dennoch insgesamt eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre, die sich lohnt.

Steffen Salvenmoser

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