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Rezension

Welt-Sichten Magazin für globale Entwicklung und ökumenische Zusammenarbeit September 2010: Korruption –Geld, Amt und Macht

Herausgegeben wird das Magazin „Welt-Sichten” vom Verein zur Förderung der  ntwicklungspolitischen Publizistik e.V. Mit insgesamt sechs Artikeln, die ganz unterschiedliche Aspekte von Korruption beleuchten und einer Reihe von Buchvorstellungen, hat das Magazin im Herbst 2010 das Thema Korruption zum Schwerpunkt seiner Ausgabe gemacht. Hather Marquette von der Universität Birmingham hat sich im Rahmen einer international angelegten DfiDStudie mit der Frage auseinandergesetzt, warum Korruption einerseits als moralisch verwerflich gilt und dennoch systemische Ausmaße annehmen kann. Sie zeigt auf, dass sich im Rezensionen 31 Realverhalten des Individuums die Werte von wirtschaftlichem Erfolg und  onsum im Zeitalter der Globalisierung und Liberalisierung als stärkere Antriebsfaktoren  erweisen als Integrität. Der Einzelne sieht oft keine Chance, aber sehr wohl die Risiken, die es bedeutet, sich gegen die allgemein herrschenden Verhältnisse zu stellen. Das Anbieten von korruptem Verhalten wird in der Regel als moralisch verwerflicher gesehen als das Annehmen. Es wird auch deutlich, dass Religion nicht per se als Heilmittel in Frage kommt, weil sie in den existierenden Religionsgemeinschaften
auch zur Bereicherung instrumentalisiert werden kann. Auf einen anderen, in der bisherigen Korruptionsdebatte noch wenig beachteten Aspekt, hat sich der freie Journalist, Reinold Thiel, konzentriert. Er fordert, die Steuerflucht von armen in reiche Länder zu unterbinden. Er weist darauf hin, dass der gängige Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International (CPI) nicht einbezieht, dass einige der als gering korrupt geltenden Länder als Anbieter von Offshore-Plätzen auf dem Finanzmarkt agieren. Spätestens in seinem Vergleich der Volumen von Entwicklungshilfezuwendungen und ausgelagerter Bereicherung
wird klar, dass tiefgreifende, internationale Veränderungen im Finanzsektor notwendig sind, wenn Korruption nicht weiter begünstigt werden soll. Wie wenig Regeln helfen, Korruption zu verhindern, zeigen Cord Jakobeit für den internationalen Handel und Frank Bliss für den Bereich der Entwicklungszusammenarbeit auf. Vielleicht sind es gerade diese beiden letzten Artikel, die am besten hervorheben, welche Sisyphusarbeit die Korruptionsbekämpfung noch bleibt, obwohl das Thema aus der Tabuzone in die öffentliche internationale Diskussion gelangt ist. Insgesamt bietet der Themenschwerpunkt von Welt-Sichten
einen guten, wenn auch nicht strukturierten Einblick in die Thematik und in den Erfahrungsschatz von ganz unterschiedlichen Initiativen zur Bekämpfung von Korruption. Dabei laden die internationalen Fallbeispiele ein, vorschnelle Verallgemeinerungen zu vermeiden und zu akzeptieren, dass es mehr als einen Lösungsansatz braucht. Bedauerlich bleibt, dass das Magazin Welt-Sichten kein  Interesse an den Erfahrungen der Transparency-Arbeitsgruppe gezeigt hat, die sich seit 2004 beim Thema Korruptionsprävention in der deutschen kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit engagiert ist. (Sonja Grolig)