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Rezension

Wolfgang Hetzer: Finanzmafia - Wieso Bänker und Banditen ohne Strafe davonkommen.

Westend, Frankfurt am Main 2011, 336 S., 19,95 Euro

Zur internationalen Finanzkrise der vergangenen Jahre, die den Bürgern weltweit teuer zu stehen gekommen ist, wurden bereits zahlreiche Bücher, die die ökonomischen Ursachen des Finanzchrash erkunden, veröffentlicht. Wolfgang Hetzer, Abteilungsleiter im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung, untersucht hingegen, ob es sich bei der Krise nicht – wie oft angenommen – um ein Systemversagen handelt, sondern ob diese auf kriminelle Handlungen von Marktteilnehmern zurückzuführen ist. Zunächst werden in dem Buch die Strategien und Geschäftsmodelle von Hedgefonds erläutert und gezeigt, wie anfällig diese für Geldwäschegeschäfte und andere kriminelle Machenschaften sind. Zudem werden die zahlreichen Interessenkonflikte an den Finanzmärkten erläutert, die Kursmanipulationen und Insiderhandel begünstigen. Ausführlich geht Hetzer dabei auf die Verbriefung von Kreditrisiken und die zweifelhafte Rolle der Ratingagenturen ein. Zentraler Gegenstand des Buches ist es jedoch, zu untersuchen, wie mit Hilfe des Strafrechts die Verantwortlichen der Krise zur Rechenschaft gezogen werden können. Laut Hetzer ist dabei insbesondere der Straftatbestand der Untreue einschlägig, da Bankvorstände und andere Beteiligte sehr wohl von den enormen Risiken der Verbriefungsgeschäfte hätten wissen müssen. In den letzen Kapiteln des Buches werden die Machenschaften bei den deutschen Banken IKB Deutsche Industriebank AG, Sal. Oppenheim, HSH Nordbank sowie die Übernahme der österreichischen Hypo Group Alpe Adria durch die Bayern LB untersucht, die teilweise durch staatliche Unterstützung vor der Insolvenz bewahrt werden mussten. Für Hetzer ist unstrittig, dass die Finanzkrise nicht nur ein bloßes Systemversagen ist, sondern „durch massenhaftes objektiv straftatbeständiges Verhalten der verantwortlichen Personen im Bankensektor verursacht worden ist“ (S. 202). Wolfgang Hetzer hat kein Enthüllungsbuch geschrieben, vielmehr zeigt er, wo eine strafrechtliche Aufarbeitung der Finanzkrise ansetzen müsste. Die juristischen Ausführungen sind nicht immer leicht zu verstehen, trotzdem lohnt sich die Lektüre, da auch Verbindungen der Finanzmärkte zur organisierten Kriminalität und Geldwäsche aufgezeigt werden, die sonst weniger Beachtung in der Öffentlichkeit finden.

Moritz Mannschreck

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